Die Gemeinde Sondrio ist seit jeher die Verwaltungshauptstadt des Valtellina (Veltlin) und der gleichnamigen Provinz. Der Name Sondrio geht auf das langobardische Wort Sundrium zurück, das soviel ...
»
«Die Gemeinde Sondrio ist seit jeher die Verwaltungshauptstadt des Valtellina (Veltlin) und der gleichnamigen Provinz. Der Name Sondrio geht auf das langobardische Wort Sundrium zurück, das soviel wie eigener ausschließlicher Besitz bedeutet. Der Name Sundrium bezeichnete ein Kulturland, das vom Besitzer selbst oder mit Hilfe von Knechten bewirtschaftet wurde, also ein Land freier Menschen war. Dieses Kulturland an der Nordseite des Tals, d.h. an den Hängen der rätischen Alpen, wurde seit dem 15. Jahrhundert dem Berg und dem Wald abgewonnen. Unter schwierigsten Bedingungen errichteten die Menschen hier Terrassen für den Weinanbau. An diesen Hängen wird der Wein Valtellina Superiore Sassella und Grumello angebaut. Ebenso wie andere von Menschen errichtete Bauten, die wir hier sehen und bewundern können, stellen die Weinberge auch heute noch ein wertvolles Kulturgut dar. Ein Spaziergang durch die schöne und reizvolle Landschaft der Weinberge ist ein einmaliges Erlebnis. Man kann die am Hang errichteten Terrassenanlagen mit ihren Trockenmauern und den in geordneten Reihen stehenden Rebstöcken aus der Nähe betrachten und einen herrlichen Ausblick auf das Tal der Adda genießen. Im Zentrum von Sondrio liegt die Piazza Garibaldi, ein typischer Platz aus dem 19. Jahrhundert. Von hier führen kurze Rundgänge durch die Straßen der Altstadt zu den historisch interessantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Im Palazzo Sassi kann man eine alte Stüa (mit Holz getäfelte Wohnstube) aus dem 18. Jahrhundert mit wunderschönen Holzschnitzereien bewundern. Zur Sammlung des Museums gehört auch eine umfangreiche historische und künstlerische Dokumentation über die Provinz Sondrio - von der Vorgeschichte bis in die Gegenwart. Im Palazzo Pretorio an der Piazza Campello befindet sich die älteste, mit Holzfiguren reich verzierte Stüa (15. Jh.); eine weitere vom Anfang des Jahrhunderts stammende Stube ist in der Bibliothek zu sehen.
Die Stadt ist Titelträgerin, weil...
Sondrio weist einige der typischsten Merkmale des Alpengebietes auf, wie zum Beispiel die Wälder und Almweiden, die in unterschiedlichen Höhenlagen die Orobischen Alpen säumen, die Terrassenanlagen...»
«Sondrio weist einige der typischsten Merkmale des Alpengebietes auf, wie zum Beispiel die Wälder und Almweiden, die in unterschiedlichen Höhenlagen die Orobischen Alpen säumen, die Terrassenanlagen an den Hängen der Rätischen Alpen und die geometrisch aufgeteilten Felder und Wiesen im Tal. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Jury die Arbeit, die Sondrio seit Jahren im Sinne der Alpenkonvention leistet, indem sie den Schutz der Natur und der Landschaft des Alpenraums mit einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung verbindet.
Von den in diesem Zusammenhang durchgeführten Initiativen möchte die Jury vier Beispiele nennen:
- Den Erhalt und Schutz der Terrassenanlagen, den charakteristischen Trockenmauern, die seit Jahrhunderten die Weinberge im Gebiet Sondrio stützen und die von der UNESCO bald als "Erbe der Menschheit" anerkannt werden.
- Das 1995 errichtete Dokumentationszentrum der Schutzgebiete, eine Einrichtung, die nicht nur die Aufgabe hat, Daten über die weltweiten Schutzgebiete zu sammeln, sondern die als Regionales Zentrum für Umwelterziehung auch wissenschaftliche und publizistische Tätigkeiten im Bereich naturkundliche Information und Umweltsensibilisierung organisiert.
- Das seit 1987 ausgerichtete Sondrio Festival, bei dem in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Stilfserjoch Dokumentarfilme zu naturkundlichen Themen gezeigt werden und das mittlerweile Regisseure, Produzenten und Fachleute aus aller Welt nach Sondrio bringt.
- Die Einrichtung eines Weinbauzentrums, in dem der Weinanbau und die Weinerzeugung präsentiert und dokumentiert werden und in dem auch kulturelle Veranstaltungen zum Thema Bergweinbau stattfinden.
Sondrio zählt außerdem zu den Gründerstädten der Arbeitsgemeinschaft "Alpenstädte". Die Stadtverwalter folgten 1986 ohne Zögern dem Aufruf der Stadt Trient für eine internationale Zusammenarbeit der Städte im Alpenraum, um die alpine Identität zu stärken und die Beziehungen zwischen Alpenstädten und Berggebieten zu festigen.
In ihrer Eigenschaft als Provinzhauptstadt fördert Sondrio Initiativen in den Bereichen Kultur, Tourismus und Naturschutz. Gleichzeitig wurden zahlreiche Projekte verwirklicht, um durch die verstärkte Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und die Sanierung mehrerer Ortsteile die Lebensbedingungen zu verbessern. So ist Sondrio zu einer modernen Alpenstadt geworden, die in der Rangliste der italienischen Städte mit der höchsten Lebensqualität seit Jahren auf den obersten Plätzen zu finden ist.
Auf Grund dieser Überlegungen sieht die Jury Sondrio als würdig an, für ein Jahr zum Symbol dafür zu werden, wie die Alpenstädte ihre Entwicklung in Einklang mit den Grundsätzen der Alpenkonvention vorantreiben wollen.
Jury Alpenstadt des Jahres
Dezember 2006